Geschichte der SPD Flintbek – Von der Gründung 1946 bis Mitte der 1970er Jahre

Stand Mai 2019, recherchiert und verfasst, von Eberhard Pieczonka, SPD-Flintbek.

Als Gründungsdatum der SPD Flintbek gilt der 12. März 1946, denn an dem Tag fand hier die erste Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen statt. Der bisherige „provisorische“ Vorstandsvorsitzende Hans Bastian wurde in seiner Funktion bestätigt. Als sein Stellvertreter wurden Friedrich Dietz, als Schriftführer H. R. Müller und zum Kassenwart Heinrich Voigt gewählt. Von denen leben auch heute noch Nachfahren in Flintbek oder diese sind Mitglieder im Flintbeker SPD-Ortsverein. Bei der Mitgliederversammlung am 25. Mai 1946 berichtete Hans Bastian, dass der SPD-Genosse Oswald zum Gemeindedirektor gewählt wurde. Nach der Mitgliederversammlung gab es ein gemütliches Beisammensein mit Tanz, das später wegen der Polizeistunde, die während der britischen Besatzungszeit in Norddeutschland galt, abgebrochen wurde.

Bereits in dieser Zeit bildeten sich in Flintbek SPD-Ausschüsse für Frauen und Jugendliche, also die Vorläufer der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) bzw. der Roten Falken und der Jungsozialisten in der SPD (Jusos). Von SPD-Mitgliedern wurde auch bereits im Mai 1947 der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt in Flintbek gegründet. Im selben Jahr waren Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten an der Gründung der Volkshochschule Flintbek als Verein beteiligt, ebenso 1949 bei der Bildung des Siedlerbundes Flintbek und 1961 beim Aufbau des DGB-Ortskartells Flintbek. SPD-Genossinnen und -Genossen organisierten Faschings- und Kinderfeste, Skat- und Kniffelabende sowie später Radtouren.

Die SPD in Flintbek konzentrierte sich anfangs auf die schrittweise Verbesserung der nachkriegsbedingten schlechten Lebensverhältnisse (insbesondere der unglaublichen Wohnungsnot sowie Mangelversorgung mit Lebensmitteln und Dingen des tägliche Bedarfs). Gleichzeitig kam sie nach den harten Kriegsjahren dem Bedürfnis der Bevölkerung auf Vergnügungen nach, in dem sie Aktionen und Feste organisierte. Das förderte außerdem nicht nur den parteiinternen Zusammenhalt, sondern auch das allgemeine gesellschaftliche Zusammenleben. Dabei hatten die Frauen in der SPD besonderen Anteil, die dafür später die Ortsgruppe der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) bildeten.

Daneben wollte die SPD zumindest langfristig auch die Infrastruktur für einen gewachsenen und noch wachsenden Ort schaffen, also statt Schotterwegen befestigte Straßen, einen Kindergarten, eine neue Schule, Freizeitmöglichkeiten durch Freibad und Sportanlagen.

Hans Bastian (1910 – 1986) spielte in den folgenden Jahrzehnten nach 1945 in Flintbek eine entscheidende Rolle. Nach Aussage eines seiner Kinder soll er schon vor 1933 SPD-Mitglied gewesen sein und dann während der Nazi-Zeit sein Parteibuch versteckt haben. Aus der Mitgliedskarte Nr. 1 des SPD-Kreisvereins Plön geht hervor, dass er am 08.10.1945 (wieder) in die Partei eingetreten ist. Von 1945 bis 1982 ist er Mitglied der Gemeindevertretung Flintbek, auch dessen Vorsitzender (Bürgervorsteher) von 1950 bis 1955 und von 1962 bis 1974 (in dieser Zeit stellte die SPD jeweils die stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung). Im Februar 1946 wird Bastian in den Kreistag des Kreises Plön berufen, bei der Wahl im Oktober 1946 erhält er als Direktkandidat die meisten Stimmen in seinem Wahlkreis. Daneben hatte er in Flintbek verschiedene Ausschussvorsitze inne und war dazwischen stellvertretender Bürgermeister.

In dieser Zeit durchlief Flintbek eine starke Veränderung: Die Einwohnerzahl wächst durch Ausgebombte aus Kiel und Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostprovinzen des Deutschen Reiches (1939 = 1.671, 1946 = 4.982, 1977 = 6.478), viele neue Wohnungen (1962, 1969 – 1972) bzw. Eigenheime (u. a. 1964, 1970 – 1974), Rentnerwohnungen z. B. im Kattensaal (1964), die neue Schule am Ende der Brückenstraße (1952, 1956, 1973) und die in Kleinflintbek (1957/1958), später Auflösung und Verkauf (1972) sowie ein Kindergarten am Butenschönsredder werden gebaut (1965), die alten unbefestigten Dorfstraßen werden erneuert und neue Straßen gebaut (1965 – 1975), etliche Feldwege befestigt (1973 -1974), der Sportplatz am Eiderkamp (1966), daneben das Haus der Jugend (1967) und das Lehrschwimmbecken bzw. Freibad errichtet (1966), die Wasserwirtschaft wird den Stadtwerken Kiel vertraglich übertragen (1971), das erste zentrale Klärwerk an der Eider eingeweiht (1971), der Eiderkamp mit Bahnunterführung für den Verkehr freigegeben (1972), das Ärztezentrum am Plambeckskamp eingeweiht (1973) und das Karstadt-Lager am Schönhorster Weg mit 160 Arbeitsplätzen errichtet (1972/1973).

SPD-Mitstreiter von Hans Bastian im Gemeinderat bzw. in der Gemeindevertretung und/oder in Ausschüssen, teils als Ausschussvorsitzende sind beispielsweise Paul Delfs (Gemeindevertreter 1946 – 1962) , Friedrich Dietz (1960 – 1970), Detlef Griebel (1946 – 1962, auch SPD-Fraktionsvorsitzender 1951 – 1959), Oswald Hain (1948 und 1959 – 1974, auch Fraktionsvorsitzender 1962 – 1974), Fritz Krause (1958 – 1970 und 1974 – 1986) Artur Müller (1951 – 1955 und 1962 – 1986, auch AWO-Vorsitzender von 1948 bis 1979) sowie Marie Weigand (1950 – 1966), alles Handwerker, gewesen. „Fiete“ Dietz erhielt 1989 eine Ehrenurkunde der Gemeinde Flintbek wegen seines langen Ehrenamtes für den Gemeindeboten.

Den Vorsitz im SPD-Ortsvereinsvorstand hatte Hans Bastian bereits Anfang 1947 an Otto Gericke abgegeben, auf den Anfang 1950 Detlef Griebel, später Otto Schultz (1958 – 1964), Willi Müller (1964 – 1969) und ab 1969 der inzwischen 66-jährige Oswald Hain folgten. Während sich die Fraktionsarbeit auf die Bewältigung der kommunalen Aufgaben und Probleme z. B. durch Wohnungsnot konzentrierte, ging es in der Parteiarbeit eher um gesellschaftliche und politische Fragen sowie Gemeinschaftserlebnisse und Zusammenhalt. Regelmäßige Faschingsfeste, Kinderfeste, Ausflüge, Mitgliederversammlungen mit anschließendem gemütlichem Beisammensein, aber auch gegenseitige Unterstützung in Notlagen gehörten dazu. Die Mitgliederzahl entwickelte sich anfangs sprunghaft von 75 (Mai 1946) auf 150 (August 1946) und bis Anfang 1947 auf über 200. Anfang der 1950-er Jahre pendelte sie sich bei ca. 160 ein.

Die SPD Flintbek konnte auch bekannte Persönlichkeiten für öffentliche Veranstaltungen im Ort gewinnen, so 1947 den schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Bruno Diekmann (SPD), zu einer Wahlkampfveranstaltung 1951 den Kieler Oberbürgermeister Andreas Gayk, 1962 den Minister a. D. Wilhelm Käber (MdL), SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, 1964 den legendären SPD-Landtagsspitzenkandidaten Jochen Steffen (später Schriftsteller u. a. als „Kuddel Schnöf“), im Bundestagswahlkampf den Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau Dr. Lauritz Lauritzen (SPD). Außerdem schaffte sie es 1972, eine Ausstellung mit Plakaten, Postern und politischen Grafiken des bekannten Heidelberger Künstlers Klaus Staeck im Rathaus zu präsentieren.